Der Slam Jam wurde für eine Gruppe von StudentInnen des Masterstudiengangs Sound in New Media an der Aalto-Universität in Finnland entwickelt. In diesem Artikel finden Sie eine zusammengefasste Version des Formats.
ZWECK DES LABS
Ziel dieses Workshops ist es, das Zusammentreffen von Menschen, die sich nicht kennen, zu erleichtern und sie dazu anzuregen, an Ort und Stelle Musik und Texte zu kreieren, die sich mit politischen Themen befassen, die den TeilnehmerInnen am Herzen liegen. Das Endergebnis ist eine Art halb-improvisiertes Konzert, bei dem kleine Gruppen einen Song, den sie gerade kreiert haben, vor den anderen TeilnehmerInnen und einem breiteren Publikum von Passanten aufführen.
Das Format ist so konzipiert, dass es im öffentlichen Raum mit freiwilliger, freier und offener Teilnahme durchgeführt werden kann, allerdings sollte von Anfang an eine große Kerngruppe anwesend sein.
WARUM SOLLTE DIESER WORKSHOP ÜBERHAUPT STATTFINDEN?
Weil Menschen, die gerne Musik spielen und komponieren und/oder Texte schreiben, selten die Möglichkeit haben, mit anderen zufälligen Menschen zusammenzuarbeiten, und sie sich beim Songwriting nicht immer auf politische Themen konzentrieren. Der Slam Jam fordert die Kreativität heraus, regt zum Experimentieren an und bietet die Möglichkeit, Musik zu produzieren und Gedanken auf eine Art und Weise auszudrücken, die man vorher vielleicht noch nicht kannte, und vor allem ist es ein lustiges Zusammentreffen, bei dem man Unbekannte trifft und eine gute Zeit miteinander verbringt.
TECHNISCHE INFORMATIONEN
POLITIK?
Unter Politik verstehen wir all jene bewussten und unbewussten Praktiken, Prozesse und Infrastrukturen, durch die wir unser Zusammenleben in der Gesellschaft gestalten.
IDEALER STANDORT
Der ideale Ort für diesen Workshop sind städtische Räume, die eine angenehme Nische bieten, in der sich Menschen ungestört treffen können. Parks, kleine Plätze, Strände sind eine gute Option, aber auch Innenräume eignen sich sehr gut, vorausgesetzt, sie sind offen zugänglich und barrierefrei.
DAUER
~2 Stunden
ANZAHL DER TEILNEHMER:INNEN
~20
ALTER
Jedes Alter
ART DER TEILNEHMER:INNEN
Dieser Workshop kann mit jede Person durchgeführt werden, die mitmachen möchte, aber es funktioniert am besten, wenn die TeilnehmerInnen einige Grundkenntnisse im Musizieren oder Schreiben von Texten haben. Wenn die TeilnehmerInnen diese Fähigkeiten nicht besitzen, können sie sich gerne mit Leuten zusammenschließen, die diese Fähigkeiten haben, und gemeinsam experimentieren, lernen und arbeiten.
WICHTIGE ASPEKTE
- Bei diesem Workshop geht es um die Schaffung von Musik. Obwohl einige Instrumente vor Ort vorhanden sein werden, können die TeilnehmerInnen die Instrumente, die sie spielen möchten, gerne mitbringen. Da möglicherweise kein Strom zur Verfügung steht, müssen die Instrumente entweder akustisch oder batteriebetrieben sein.
ERFORDERLICHE KENNTNISSE/FÄHIGKEITEN (TeilnehmerInnen)
Grundlegende bis fortgeschrittene motorische Fähigkeiten sind erforderlich, und die TeilnehmerInnen sollten eine der lokalen Sprachen sprechen und verstehen können.
NÜTZLICHE KENNTNISSE/FÄHIGKEITEN (TeilnehmerInnen)
- Fähigkeit, ein Musikinstrument zu spielen
- Erfahrung im Komponieren von Musik
- Erfahrung im Schreiben von Liedtexten
ERFORDERLICHE KENNTNISSE/FÄHIGKEITEN (ModeratorInnen)
- Alle oben genannten Eigenschaften
- Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen gegenüber Menschen
- Offene, integrative und nicht-diskriminierende Haltung
- Fähigkeit zum aufmerksamen Zuhören
- Gute rhetorische und synthetische Fähigkeiten
- Erfahrung in der Moderation von Workshops
NÜTZLICHE KENNTNISSE/FÄHIGKEITEN (ModeratorInnen)
- Erfahrung in der Produktion und Ausführung von Musik
MATERIALIEN (Checkliste)
ERFORDERLICH
- Papier und Stifte
- Instrumente, die von den Spielenden benötigt werden (sie müssen analog oder batteriebetrieben sein)
- Ein oder mehrere Mikrofone
- Ein großer batteriebetriebener Bluetooth-Lautsprecher
- Kabel zum Anschluss der Instrumente an den Lautsprecher
OPTIONAL, ABER EMPFOHLEN
- Handtücher oder Kissen
- Lebensmittel und Getränke

DURCHFÜHRUNG DES WORKSHOPS
Slam Jam ist ein Format, das nach einer Einführung 3 Hauptphasen umfasst:
- Teambildung und Komposition
- Musikalische Darbietungen
- Gemeinsame Diskussion
PHASE 0 - EINFÜHRUNG [~10min]
Der Zweck der Einführung besteht darin, dass sich die TeilnehmerInnen wohl fühlen, sich gegenseitig besser kennenlernen und die Aktivität, aus der der Workshop bestehen wird, erklären. Die ideale Einführung kann je nach Kontext und Art der TeilnehmerInnen sehr unterschiedlich ausfallen.
Einige nützliche Aspekte sind zu berücksichtigen:
- Man sollte sich bemühen, den Rahmen so zugänglich, einladend und angenehm wie möglich zu gestalten (der Leitfaden Bedingungen für eine bessere (politische) Beteiligung kann dabei eine große Hilfe sein)
- Die TeilnehmerInnen sollten freundlich begrüßt werden und man sollte sich bemühen, sie ein wenig kennenzulernen; in diesem Zusammenhang könnten die ModeratorInnen versuchen herauszufinden, ob die TeilnehmerInnen bereits Erfahrung mit dem Musizieren haben
- Findet der Workshop in einem öffentlichen Raum mit offener und spontaner Beteiligung statt, kann die Einführung mit einem einfachen informellen Gespräch beginnen
- Wenn sich die TeilnehmerInnen nicht kennen, sollte das gegenseitige Kennenlernen gefördert werden.
- Findet der Workshop in einem institutionellen Rahmen statt, in dem sich die TeilnehmerInnen bereits kennen, kann eine Aufwärmübung oder ein Eisbrecher die Stimmung auflockern.
- Die ModeratorInnen sollten den Zweck und die Struktur des Workshops zusammenfassend und klar erklären.
- Die ModeratorInnen sollten versuchen, mit jedem TeilnehmerInnen zu sprechen und zu verstehen, ob er lieber Musik machen oder Texte schreiben möchte, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Gruppen am besten zusammengestellt werden können.
PHASE 1 - TEAMBILDUNG UND ZUSAMMENSETZUNG [~45min]
Sobald alle bereit sind, beginnt der Slam Jam. Die TeilnehmerInnen werden gebeten, ihre Präferenz für das Schreiben von Musik oder Texten zu äußern, und es werden Paare oder kleine Gruppen gebildet. Die TeilnehmerInnen können sich spontan aussuchen, mit wem sie Musik machen möchten, aber die ModeratorInnen müssen dafür sorgen, dass jede/r TeilnehmerIn jemanden findet, mit dem sie/er zusammenarbeiten kann.
Die Gruppen werden gebeten, sich einen Platz in der Nähe zu suchen, an dem sie an ihrem Lied arbeiten können, ohne von anderen TeilnehmerInnen abgelenkt zu werden. Sie haben 45 Minuten Zeit, um eine Liedidee zu entwickeln, das Lied und den Text zu komponieren und es eventuell ein paar Mal zu üben. Jede Gruppe kann mehr als einen Song erstellen, wenn sie es in der Zeit schafft, dies zu tun.
Es ist sehr wichtig, deutlich zu machen, dass der Text und möglicherweise auch die Idee oder das Konzept hinter den Liedern für die TeilnehmerInnen eine politische Bedeutung haben sollten. Die Gruppen sollten die Gelegenheit nutzen, sich selbst auszudrücken und ihre Gedanken und Gefühle über Dinge auszutauschen, die ihnen in diesem Moment wichtig sind.
Während dieser Zeit sollten sich die ModeratorInnen bei jeder Gruppe melden und sicherstellen, dass alle bei der Erarbeitung ihres Liedes gut vorankommen.
Wenn die Zeit vorbei ist, sollten die ModeratorInnen alle TeilnehmerInnen am Treffpunkt versammeln, damit die nächste Phase beginnen kann.

PHASE 2 - MUSIKAUFTRITTE [So lange wie nötig, in der Regel ~30min]
Jede Gruppe wird gebeten, sich einzurichten und ihr Lied vor den anderen Gruppen und dem eventuell versammelten Publikum aufzuführen. Die Reihenfolge, in der die Gruppen auftreten, kann spontan oder nach einer anderen Methode gewählt werden.
Die ModeratorInnen sollten darauf achten, die Auftritte zu moderieren, um sicherzustellen, dass sie so reibungslos wie möglich ablaufen, und schließlich mit dem Publikum über das Workshop-Format sprechen.
Am Ende jeder Aufführung sollte Zeit für die Auseinandersetzung mit dem Konzept und dem Inhalt des Liedes eingeplant werden. Mögliche Fragen sind:
- Was ist das Konzept/die Idee hinter eurem Lied?
- Warum habt ihr euch für dieses Thema entschieden und warum ist es für euch wichtig?
- Wie seid ihr an das gemeinsame Schreiben der Musik herangegangen?

PHASE 3 - KOLLEKTIVE DISKUSSION [~40min]
Nach der Aufführung sollten die ModeratorInnen dafür sorgen, dass eine angenehme Atmosphäre entsteht, in der sich jede/r, die/der am Workshop teilnimmt (entweder als TeilnehmerIn oder als ZuschauerIn), willkommen fühlt, sich mit anderen auszutauschen. An dieser Stelle muss keine spezielle Aufforderung gegeben werden, da der Dialog und die Interaktion normalerweise von selbst beginnen.
Dies ist ein guter Moment für die ModeratorInnen, sich mit den TeilnehmerInnen auszutauschen und sie zu fragen, wie sie die Erfahrung empfinden, und/oder um die musizierten Themen zu vertiefen. Falls gewünscht, kann in dieser Phase eine formellere Feedback-Runde abgehalten werden.
Die Bereitstellung von Speisen und Getränken würde diesen Teil sehr viel geselliger machen und ist sehr zu empfehlen.
